Video geht auch inhouse, oder?

Seit einiger Zeit beobachte ich bei einigen meiner Kunden (aber auch vergleichbaren Unternehmen), viele selbstproduzierte Animations- und Erklärvideo auf den diversen Social Media Kanälen. Obwohl ich als Produzent und Konzepter solcher Videos zugegebenermaßen nicht ganz neutral bin, will ich mir heute mal Gedanken darüber machen, ob das eine gute Idee ist.

Zuerst einmal, ich rede von den typischen Erklärvideos, also 2D-Animationen. Auf die Idee, seine Werbespots selbst zu produzieren, kommt erfreulicherweise kaum jemand.

Generell betrachte ich in Zeitalter von Social Media und User-generated Content eigenes Engagement als positiv. Sich als Marketingabteilung selbst mit den Möglichkeiten des Mediums zu beschäftigen sorgt in jedem Fall für genauere Kenntnis der Kommunikationskanäle und ggf. auch der Zielgruppe. Außerdem ist ebenfalls positiv anzumerken, dass einige der Anwendungen, mit denen man DIY Animationsvideos produzieren kann von erstaunlicher Qualität sind. Ich will hier nur exemplarisch Vyont nennen, eine Cloud-basierende Produktionsplattform, bei der man klar merkt, dass sich die Entwickler viele richtige Gedanken gemacht haben.

Nur, auch diese Anwendungen muss man erst erlernen und mit den Möglichkeiten experimentieren, was durchaus einen gewissen Zeitaufwand darstellt. Wieso dann nicht direkt mit einem Team arbeiten, das die professionellen Produktionstools schon beherrscht und eben noch ein paar mehr, wie 3D-Modellierungssoftware? Die Bedienung dieser Anwendungen gehört sicher nicht zu den Kernaufgaben einer Marketingfunktion.

Eine der Herausforderungen bei Erklär- und Animationsvideos ist die blanke Masse sehr standardisierter Produktionen in der Szene. Klar sind das auch bewährte Ansätze und deshalb werden sie gerne kopiert. Und Produktionssoftware, die viele Schritte automatisiert, um die weniger aufwendige Eigenproduktion zu ermöglichen, fördern diese „Klischee“ auch noch. Allerdings sollte es eigentlich im Sinne des Unternehmens sein, einen unverwechselbaren „Look“ und eigene Kommunikationsaussagen zu zeigen. Dazu ist die volle professionelle Bandbreite an Produktionsmitteln hilfreich.

Neben der rein technischen Komponente will ich aber noch einen aus meiner Sicht viel wichtigeren Aspekt betonen: Konzept und Skript und wieso es sinnvoll ist, dafür einen externen Blick zu nutzen.

Natürlich kennt ein Unternehmen seine Kunden und Zielgruppe. Und klar kennt es am besten die eigenen Produkte und deren besondere Eigenschaften. Trotzdem ist es genau deshalb für Mitarbeiter des Unternehmens schwierig, sich gedanklich neben das Unternehmen zu stellen, um unbefangen die passenden Aussagen, Stories und Argumente zu finden. Vor allem nicht, sich in jemanden hineinzufühlen, der noch nie mit dem Unternehmen und seinen Angeboten zu tun hatte. Also den wahrscheinlichen Adressaten des Videos.

Genau auf so etwas sind gute Dienstleister aber „getrimmt“. Wir verwenden in der Konzeptionsphase Ansätze wie Design Thinking und besondere Interviewtechniken, um zum Kern des Themas vorzudringen, die besten Kundenerlebnisse auszugraben und die effektivsten Hebel zu suchen. Und selten liegen die dem Unternehmen in dieser Form bereits vor. Ich habe schon von Technologieunternehmen rund 100 Seiten sehr sachlichen und teilweise kryptischen Text als Briefing bekommen. Aus dem dann bei uns 300 Wörter im Skript wurden. Aber diese 300 Wörter müssen eben genau die richtigen sein.

Fazit: Machen Sie in jedem Fall selbst Erfahrungen mit den faszinierenden Tools. Trotzdem sollten wir miteinander reden.

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